Autor: Adrian Müller-Achenbach, Fotos: Marcus Steinbrücker
Schneller, höher und weiter – Der 5. Tennis Cup of Wine zwischen Regen, Routine und neuen Rekorden!
Als am Wochenende des 12. bis 14. Juli 2019 der Tennis Cup of Wine in die fünfte Runde ging, war vieles so rekordverdächtig wie immer und einiges anders als sonst. Zum ersten Mal war Katharina Hobgarski, die dreifache Siegerin, nicht auf dem Teilnehmerfeld gelistet, da sie das Finale des ITF-Turniers in Versmold erreichte. Und pünktlich zum Turnierauftakt zeigte sich der Weilerer Wettergott in regnerischem Jähzorn. Dass der TCoW im letzten Jahr so ganz nebenbei mit dem ersten Platz beim German Masters Series Award den wohl prestigeträchtigsten Preis der Vereinsgeschichte abräumt, ist im doppelten Wortsinn ein Ass. Wahre Meisterinnen und Meister sind nämlich jedes Jahr aufs Neue am Werk, wenn die mittlerweile bewährte Erfolgsformel einer deutschlandweit einzigartigen Cuvée aus Weinkultur und Spitzentennis zusammengezaubert wird.
Das Wetter am Turnierfreitag hatte wahrlich Fritz-Walter-Qualität. Neun Spiele spülte der Starkregen buchstäblich in die Tennishalle. Bis kurz vor knapp stand noch in den Gewitterwolken, ob die Weinprobe unter freiem Himmel ins Wasser fallen würde. Aber das Weilerer Wimbledon würde in Insiderkreisen diesen Namen nicht tragen, wenn es nicht eine eingespielte und unermüdliche Tennis-Familie mit erstaunlichem Organisations- und Improvisationstalent an den Start schicken würde, der kein Wind zu wild und kein Regen zu stark sein könnte. In solchen Momenten muss man sich noch einmal bewusst in Erinnerung rufen, dass die Turnier-Crew nicht etwa eingekauft ist, sondern zur 100% hausgemacht und ehrenamtlich! Wenn man das Glück hat, am Freitagabend eine der heiß begehrten Eintrittskarten in das Weilerer Kleinod großer Wein- und Food-Genüsse zu ergattern, ist man schnell geneigt zu vergessen, dass man sich nicht in einem Gourmettempel, sondern einer Tennishochburg befindet: buntes Licht, die akustischen Klänge der Live-Musik rund um das Trio von Menna Mulugeta, lehrreiche Moderation, gaumenverwöhnende Kulinarik und eine Weinliste, die ebenso wie das Teilnehmerfeld mit absoluten Spitzengewächsen besetzt ist.
Am mittlerweile wieder sonnenverwöhnten Turniersamstag konnte man Matches von mitreißender Dramatik erleben. Obwohl einige altbekannte Namen nicht gemeldet waren, hat das Teilnehmerfeld in puncto Ranglistenplatzierungen jeden Rekord der Vorjahre deutlich gebrochen, was keiner der Tennis-Experten mehr für möglich hielt. Von den Spielerinnen des Hauptfeldes sind 25 unter den Top-100 der Deutschen Rangliste und sogar 14 unter den Top-50. Schmatzende Bälle, schnelle Läufe, stimmungsvolle Zuschauerbänke! Ein großes Fest des Damentennis ging nahtlos über in die lange „Summernight“. Die überregional beliebte Partyband „The Groove Collective“ verwandelte mit Unterstützung des Weilerer Trompeters Tom Engelhardt den Tennisberg kurzerhand in einen Feierberg, auf dem getobt, getanzt und gelacht wurde.
Den Höhepunkt des TCoW markierte wie jedes Jahr dann der große Finalsonntag. Die weit über vierhundert Besucher wurden Zeugen eines atemberaubenden Finalspiels. Die 27-jährige Romy Kölzer, Platz 17 der Deutschen Rangliste, stand einem bekannten Gesicht auf der anderen Seite des Netzes gegenüber. Die 33-jährige Sarah Gronert musste sich im ersten Satz gegen Kölzer mit 6:3 geschlagen geben, konnte jedoch den zweiten Satz mit 1:6 für sich entscheiden. Dann war alles wieder offen und es folgte ein Tennis-Krimi, der auf den Blutdruck ging. Am Ende stand ein verdientes 6:4 für Kölzer, welche nicht nur die 4.500 Euro Preisgeld plus Sachpreise, sondern auch den von Jan Hanelt gestifteten Wanderpokal mit breitem Grinsen in Empfang nahm. Der „alte“ Pokal ging – wer sich noch erinnert – damals als Geschenk an Katharina Hogbarski, nachdem diese das dritte Mal den TCoW gewonnen hatte. Das packende Finale der Nebenrunde konnte die 15-jährige Noma Noha Akugune für sich entscheiden.
Dass sich das Turnier auch intern großer Beliebtheit erfreut, zeigt die jährliche Anwesenheit der vielzähligen Offiziellen aus Tennisverband und Politik. Als die Siegerzeremonie unter dem Gesang der eigenen Turnier-Hymne offiziell schon ausgeklungen und das ebenso hochspannende Wimbledon-Finale entschieden war, entschied sich Romy Kölzer spontan, noch eine Nacht dran zu hängen, um im Kreis der Weilerer Tennisfamilie gebührend feiern zu können. Es klingt wie eine Legende, die zu schön ist, um wahr zu sein, wenn der Vorsitzende des TCW, Lutz Robra, erzählt, dass Romy um 23 Uhr noch einmal das Flutlicht hat anschalten lassen, um ein Doppel mit Pia Kranholdt und zwei der Weilerer Lokalmatadoren spielen zu können.
Der 5. Jahrgang des TCoW lässt auf der einen Seite ein erstaunlich hohes Maß an Routine und Spitzenqualität erkosten und offenbart auf der anderen Seite sein unglaubliches Steigerungs- und Reifepotenzial. Es geht immer schneller, höher und weiter hinaus – ein Rekord jagt den anderen. Gäbe es einen Weintester wie Robert Parker auch für die Welt der Turnier-Verkostung, dann wäre der Tennis Cup of Wine ein ganz großes Gewächs! Und obwohl in Weiler das höchste Preisgeld eines jeden nationalen Tennisturniers in Deutschland auf dem Plan steht, das Clubheim und die Sonnenterassen in neustem Glanz erscheinen und uneingeschränkte Professionalität an den Tag gelegt werden, ist und bleibt der TCoW ein Turnier der Herzen, weil hier auf Nähe statt auf Anonymität, auf Bodenständigkeit statt auf Abgehobenheit und auf Miteinander statt auf Gegeneinander gesetzt wird. Entsprechend würdigte sogar das SWR-Fernsehen das gesamte TCW-Helferteam mit seinem noch am Finalabend ausgestrahlten Bericht unter dem Titel „Tennis Cup of Wine – ein ganz besonderes Tennisturnier“. Fortsetzung erwünscht!
Adrian Müller-Achenbach
– Tennisclub Weiler –