Nachbericht 4. Tennis Cup of Wine

Tennisballgelber Sonnenschein strahlte über die weinroten Ascheplätze, als Katharina Hobgarski vom TC Ludwigshafen zum dritten Mal in Folge als Turniersiegerin aus dem 4. Tennis Cup of Wine hervorging. Würdevoll übergeben wurden die heiß umkämpften Pokale der Weinmajestäten durch die Nahe-Weinkönigin Pauline Baumberger und die Schirmherrinnen Marika Bell, Dorothea Schäfer und Bundesministerin Julia Klöckner, die leider dieses Jahr zum ersten Mal persönlich nicht anwesend sein konnte, aber digital herzlich grüßte. Hobgarski war mächtig stolz, doch konnte sich auch eine schadenfrohe Augenzwinkerei gegenüber Jan Hanelt, dem Chef des rheinhessischen Tennisverbands, nicht verkneifen, der sich letztes Jahr selbst ein Kuckucksei ins Nest gelegt hatte, indem er versprach, ihr den Wanderpokal zu schenken, wenn sie das Triple abräumen würde. Gesagt, getan.

Zum vierten Mal in Folge stampft Weiler nun ein Tennis- und Weinevent der Extraklasse aus dem Boden. Auch beim 4. Tennis Cup of Wine stand der Tennissport ganz groß im Vordergrund. Doch auch der Genuss, Feierlaune und rheinhessische Lebensart waren wieder ein gleichberechtigter Partner. Jahr für Jahr gehen sie beide im „Doppelspiel“ eine einzigartige Symbiose ein. Der „Matchplan“ hinter der „Cuvée“ Tennis Cup of Wine mutet eigentlich simpel an: deutsches Spitzentennis im Damenbereich plus hochklassiges Wein- und Kulturgut. Doch 1 + 1 ergeben in Weiler 3.  Denn hinzukommt eine riesige Tennisfamilie, die unermüdlich und ehrenamtlich vor und hinter den Kulissen des Turniers arbeitet und dafür sorgt, dass sportliche Professionalität und familiäres Wohlfühlambiente zum Alleinstellungsmerkmal werden.

Nun zunächst ein kurzer Rückblick: Am Freitagabend verwandelte sich die Weilerer Anlage von einer Bühne des großen Tennisspiels zu einer Bühne der großen Genüsse. Es ist längst ein offenes Geheimnis, dass hier in Weiler alljährlich ein Kleinod der Kulinarik und des Weins zu entdecken sind. VIP-Shuttleservice, schwere Holzfässer geziert von Magnum-Flaschen, Tische im Sand – so erinnerte die rundum erneuerte Anlage an ein Urlaubsparadies, das eingetaucht in ein buntes Farben- und Lichtermeer die Sinne gereizt und gefordert hat. Zwölf Weine höchsten Qualitätsniveaus füllten die ca. 100 Gläser der ausverkauften Weinprobe. Kulinarisch wurden die Geschmackssinne von einem mehrgängigen Gourmetmenü aus der hauseigenen Küche verwöhnt. Musikalisch sorgte ein Trio um Menna Mulugeta für den Hörgenuss. Das „theoretische Futter“ zum Wein lieferten die Binger Winzerikone Heribert Kastell und die deutsche Weinprinzessin Laura Lahm. In gekonnter Manier führten die beiden hemdsärmelig und abwechslungsreich durch die zwölf Sätze des Wein-Matches.  Wäre der Abend der Weinprobe selbst ein Wein, so fiele die Verkostungsnotiz des 4. Jahrgangs leicht: in der Nase sommerliche Frische und verführerische Qualität, Herstellungsmethode hausgemacht, im Abgang eine ausgereifte Note Stil und Flair.

Nach dem großen Tennis im Weinglas ging es dann im Laufe des Turniersamstags wieder zurück zum großen Tennis auf den Plätzen. Man muss neidlos anerkennen, dass die Weilerer Erfolgsgeschichte der letzten Jahre ihresgleichen sucht und in ihrer Dramaturgie rasant und steil bergauf ging. Letztes Jahr noch erfolgten die Aufnahme in die German Master Series sowie die Nominierung für den German Master Series Award. Dieses Jahr wurde das Preisgeld dann erneut auf insgesamt 12.500 € plus die nicht zu vergessenden Sachpreise im Wert von 3.500 € angehoben. Hinzu kommt schließlich ein Teilnehmerfeld, das von enormer Ranglistendichte ist. Alles in allem ist der Tennis Cup of Wine mittlerweile sowohl im Damen- als auch im Herrentennis das nationale TOP 1 Turnier Deutschlands. Die Netze in Weiler hängen schwindelerregend hoch, die Bälle fliegen temporeich, die Matches reißen mit. Spitzentennis dieser Qualität würde man wohl an vielen Orten dieser Welt, aber nicht auf Anhieb in dem idyllischen und beschaulichen Weiler vermuten. Das Spitzname „Weilerer Wimbledon“ hat also, wenngleich die Weilerer das Turnier bewusst nicht international ausschreiben möchten, seine Berechtigung. Traditionell verwandelt sich der Tennisberg nach Sonnenuntergang dann in einen Feierberg. Dieses Jahr heizte die regional erfolgreiche Newcomer-Coverband „Schall und Rauch“ die feierwütige Menge auf der Freilufttanzfläche ordentlich ein. Bis ins frühe Morgengrauen hinein dauerte die „Summer-Night der feinen Weine“.

Im Finale ging es dann Schlag auf Schlag. Auf der einen Seite des Netzes stand die 21-jährige Katharina Hobgarski vom BASF TC Ludwigshafen, eiserne Miene, in die der Siegeswille geschrieben stand, aufgelockert nur vom lässigen Kaugummikauen, hungrig auf die dritte Titelverteidigung. Auf der anderen Seite stand die 22-jährige Natalia Siedliska, eigentlich eine Vereinskollegin, hier in Weiler nun schon zum dritten Mal Kontrahentin, zwei Mal davon im Finale. Bis dato machte immer Katharina das Spiel. Doch dieses Mal blieb das Spiel – gleich einem Aufschlag, der im Netz landet – in der Entwicklungsphase stecken und kam nicht über die erste halbe Stunde hinaus. Kaum hatte Katharina kurz ihre individuelle Klasse aufblitzen lassen und den ersten Satz souverän mit 6:2 für sich entschieden, musste sich Natalia Siedliska gegen sich selbst geschlagen geben. Starke Magenprobleme plagten die 22-Jährige. Der Traum vom Finalsieg war geplatzt, der bittere Ausgang unvermeidbar: Spielabbruch, Sieg Hobgarski.

So ganz nebenher erspielte die erst 16jährige und schon auf Nr. 92 der Rangliste stehende Anja Wildgruber aus München in einem hochklassigen B-Finale gegen Adelina Krüger aus Berlin den Sieg. Ein B-Finale, das es bei manchen Turnieren nicht einmal in der Hauptrunde gäbe. Zum Einzug in das B-Finale musste Anja zuvor die Nr. 50 der deutschen Rangliste Janna Hildebrand aus Hamm in einem ebenfalls dramatischen Halbfinale ausschalten.

Zwar blieb das frühzeitig abgebrochene Finale auch bei den zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauern als kleiner Wermutstropfen. Den Gesamteindruck eines großartigen Tenniswochenendes konnte es jedoch nicht schmälern. Und so lockerte der TCW-Vorsitzende Lutz Robra scherzhaft die Stimmung auf: „Der Getränkewagen ist leer. So schlecht kann es also nicht gewesen sein.“ Wo er recht hat! Und schließlich ist nach dem Turnier ja bekanntlich vor dem Turnier. Es dauert also nur noch knapp ein Jahr bis zum 5. Aufschlag des Tennis Cups of Wine und einem nächsten großen Finale.

Adrian Müller-Achenbach